Geburtsbericht von Linda

Am Nachmittag des errechneten Termins hatte ich bereits ein leichtes Ziehen im Bauch und ich hatte das Gefühl, dass die Geburt bald beginnen könnte.

Ich bin aber erst einmal weiterhin meinem Alltag nachgegangen, wenn auch vielleicht etwas bedächtiger und langsamer.

Am frühen Abend habe ich mich ins Bett gelegt um die Regenbogenentspannung zu machen (wie jeden Tag seit einigen Wochen) und um ganz bei mir und meinem Kind sein zu können.

Es waren nun schon leichte Wellen zu spüren und im Laufe des Abends habe ich immer mal wieder die Zeitabstände notiert – es gab jedoch noch nichts zu tun.

Ich bin dann wie gewohnt zu Bett gegangen, um vielleicht noch ein wenig schlafen zu können. Das funktionierte ungefähr bis halb eins in der Nacht, als ich von immer regelmäßigeren Wellen geweckt wurde. Ich konzentrierte mich nun ganz auf mich und konnte die Wellen mit der Ruheatmung sehr gut aushalten. Ich fühlte mich ganz offen für den Prozess der jetzt beginnen würde und hatte keinerlei Angst. Im Gegenteil, ich vertraute meinem Körper, dass er wusste, was nun zu tun ist.

Gegen vier Uhr morgens weckte ich meinen Mann, weil ich nun das Gefühl hatte, dass es langsam Zeit sein würde ins Geburtshaus zu fahren. Die Zeitabstände in denen die Wellen nun kamen unterstützten uns in dieser Entscheidung. Ein kurzer Anruf bei der Hebamme und wir fuhren langsam los. Die Fahrt über konnte ich gut atmen und alles war auszuhalten.

Um sechs Uhr waren wir im Geburtshaus angekommen, ich wurde untersucht und überraschenderweise war mein Muttermund schon 5cm geöffnet.

Ich bewegte mich die ganze Zeit frei im Raum, wechselte zwischen verschiedenen Positionen hin und her und konnte alles immer noch mit der Ruheatmung bewältigen.

Als die Wellen etwas stärker wurden, wurde mir ein Entspannungsbad eingelassen, was die Wellen wieder etwas schwächer werden ließ. Irgendwann wollte ich nicht mehr im Wasser sein. Kurz darauf begannen sich die Wellen allmählich zu verändern und ich wurde von der Kraft meines Körpers kurz überwältigt, sodass mich mein Mann festhalten musste, damit ich nicht auf den Boden sank. Ich entschied mich, mich dieser Kraft hinzugeben, da ich immer noch vollstes Vertrauen in die Prozesse meines Körpers hatte. Die Kraft meines Körpers war allerdings so groß, dass ich nicht anders konnte, als sie heraus zu schreien. Es waren keine Schmerzen, aber irgendwo musste ich mit dieser „Überwältigung“ hin.

Diese Phase dauerte sehr lange und war daher auch besonders kräftezehrend. Ich versuchte vergeblich mein Kind im Vierfüßlerstand, im Stehen und in der Hocke zur Welt zu bringen. Irgendwann, als mich meine Kräfte schon fast verließen, schlug meine Hebamme vor, dass ich mich auf die Seite legen könnte. Das war die beste Entscheidung, denn so musste ich keine Kraft mehr dafür aufwenden meinen eigenen Körper aufrecht zu halten und konnte die letzten Kraftreserven ganz für die Geburt verwenden. Der Kopf meiner Tochter wurde geboren und kurz darauf der ganze Körper. Bevor ich das realisierte, lag sie auch schon in meinen Armen und guckte mich mit großen Augen ganz ruhig an.

Nun war auch klar, warum die letzte Phase der Geburt so lang gedauert hatte: Sie war ein Sternengucker.

Ich bin so dankbar, dass ich mich mit Hypnobirthing beschäftigt und diesen Kurs gemacht habe. Mir haben die Tools – vor allem die Atemtechniken- sehr geholfen die Geburt schmerzfrei bis schmerzarm zu erleben und die Kraft für die gesamte Geburt, insbesondere die lange Endphase, zu behalten. Auch hat meine Entspannung und Zuversicht meiner Meinung nach dazu beigetragen, dass es meiner Tochter die ganze Zeit gut ging und wir uns nie Sorgen um abfallende Herztöne machen mussten.

Auch heute noch denke ich gerne an dieses selbstbestimmte Geburtserlebnis zurück, dass mir meine innere Stärke so deutlich gemacht hat. Hypnobirthing hat einen entscheidenden Teil dazu beigetragen.

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